Vor mehr als drei Jahren haben sich Ehrenamtliche zum Helferkreis Asyl Taufkirchen zusammengefunden. Auf Basis der anfänglichen Erfahrungen konnten Mitte Juni 2016 Leitlinien, Angebote und Aktionen für die Flüchtlingsarbeit aufgestellt werden. Nach jetzt weiteren 2 Jahren sollten wir uns wieder die Fragen stellen: Sind wir noch auf dem richtigen Weg? Sind die Rahmenbedingungen noch die gleichen wie damals? Haben sich die Bedürfnisse der Flüchtlinge geändert bzw. welche Bedürfnisse haben sie heute?

In einem Workshop mit aktiven Helfern versuchten wir Anfang November diese Fragen zu beantworten. An unseren langfristigen Leitlinien können wir festhalten: Der Focus unserer Arbeit ist die Förderung der gegenseitigen Akzeptanz und die Hilfe zur Selbsthilfe („Deutschland ist kein Schlaraffenland“). In den ersten Tagen in einer Asylunterkunft und in besonderen Fällen wollen wir die Asylbewerber unterstützen – erste Hilfe leisten. Es ist unbedingt notwendig, dass „wir“ uns gegenseitig kennen und verstehen lernen – Vorbehalte und Ressentiments abbauen. Unter Beachtung und Akzeptanz der kulturellen Verschiedenartigkeit müssen wir die Integration fordern und fördern. Wenn wir helfen, die Asylbewerber schnell in Ausbildung und Arbeit zu bringen, ist ein großer Schritt in Richtung Integration getan.

Aber was frustriert uns bei unserer Arbeit und auf was können wir stolz sein? Es hapert im Wesentlichen an der internen Kommunikation, die Erwartung der Flüchtlinge können bzw. wollen wir nicht immer befriedigen und wir sind unsicher in unserer Beratungskompetenz „Kennen wir die Motivation der Flüchtlinge, sich selbst zu helfen?“. Ein großes Plus ist unsere in 2018 aufgebaute Begegnungsstätte in der Wildapfelstraße und es wird uns bestätigt, dass wir auf Anfragen sehr schnell und bedarfsgerecht reagieren. Dass von ca. 185 Flüchtlingen 75 Flüchtlinge in die Schule gehen und ca. 60 einen Job haben bzw. in Ausbildung sind, belegen unsere Erfolge in Sprache, Schule und Ausbildung/Jobs.

Die Diskussion über die eigenen Wahrnehmungen täuscht leicht darüber hinweg, dass sich unsere Zielgruppe erheblich geändert hat: Bei vielen Asylbewerbern gibt es einen Entscheid des BAMF und somit teilen sie sich in unterschiedliche Problemgruppen: Anerkannte wollen, aber kommen teilweise nicht weiter z.B. bei der Wohnungssuche oder ihren Sprachfähigkeiten. Die andere Gruppe inkl. der Geduldeten haben negative Perspektiven. Der Frust steigt, die physische Belastung nimmt zu und aufgrund der Hoffungslosigkeit steigt das Gewaltpotential (auch untereinander). Bei beiden Gruppen nehmen die Nachwirkungen der Flucht zu. Der zu lange Aufenthalt in den großen Unterkünften ist nicht förderlich. Eine weitere Veränderung ist die Zunahme an Müttern mit ihren Kindern. Wir haben jetzt mehr als 30 Kinder in der FeelHome Unterkunft.

Was kann der Helferkreis leisten? Was ist nicht selber leistbar? Bei dem Thema Spracherwerb und Bildung setzen wir weiterhin auf individuelle, bedarfsorientiere Unterstützung. Individuelle Perspektiven ermitteln und Jobsuche unterstützen sind die Tätigkeiten im Bereich „Wege in die Arbeit“. Für die oben genannten Probleme werden wir in Abstimmung mit den Sozialberatern für die Flüchtlinge Themenabende wie z.B. „Wie geht es Euch in Deutschland?“ anbieten. Der sehr angespannte und dadurch katastrophale Münchner Wohnungsmarkt frustriert nicht nur die Flüchtlinge, sondern alle Wohnungssuchende. Hier die Flüchtlinge zu unterstützen kann nur zum Frust der Helfer führen. Daher informieren wir „nur“ über die Wohnungssituation und geben Adressen wie der AWO Wohnungsnotfallhilfe weiter. Ein wichtiger Baustein unserer Arbeit ist individuelle Begleitung auf dem Weg zur Integration durch unsere Paten gemeinsam mit den Sozialberatern und Integrationsbeauftragten des Landratsamtes. Bei unserer „laienhaften“ Arbeit müssen wir verstärkt unser externes Netzwerk wie z.B. Refugio München (Beratung und Behandlung traumatisierter Flüchtlinge) einbinden. Der Focus bei unserem Handeln wird verstärkt auf der Maxime “Hilfe zur Selbsthilfe“ liegen. Wir sollten genauso viel investieren wie unser Gegenüber, wie unser Klient investiert. Wir müssen dazu immer ausprobieren „Was kann er? Wo steht er gerade?“.

Wir ca. 35 aktive Helfer würden uns freuen, wenn der ein oder andere neue Helfer den Weg zu uns findet. Geben gibt. Das Ehrenamt hilft nicht nur anderen, sondern auch dem Engagierten selbst. Ehrenamtliche Arbeit macht auch Spaß und man bekommt viel zurück. Es lohnt sich also, mitzumachen.

Johannes Groha

Helferkreis – Quo vadis?