Interview mit Ali Reza Jafari (22 Jahre), geführt von Siegfried Rauch

Beim Antrittsbesuch des Bundespräsidenten in Bayern darf Ali Reza seine Schule und Wünsche vorstellen

Sie sind jetzt seit  ca. 4  ½ Jahren in Deutschland. Was war der größte Unterschied zu ihrem bisherigen Leben?

Die Kultur,  die Sprache und die Bildungsmöglichkeiten.  Nach einem Jahr besuchte ich erstmals eine Schule. Das hat mir eine neue Welt eröffnet. Vorher wusste ich z.B. nicht wo Afghanistan und Deutschland liegen. Jetzt kenne ich alle Bundesländer und die Sprache.

Was war die schwierigste Phase für sie in Deutschland?

Nach einem Jahr in der Schule wurde mir mitgeteilt, dass ich keine Aufenthaltsgenehmigung bekomme und dass ich das Land verlassen muss. Da hatte ich nur noch Angst vor der Abschiebung und konnte nicht mehr schlafen und lernen.

Und wie ging es dann weiter?

Mit viel Hilfe habe ich dann das zweite Schuljahr abgeschlossen. Das war mein Glück, denn ohne diesen Hauptschulabschluss hätte ich meine jetzige Ausbildung zum Altenpflegehelfer nicht beginnen können.

Wie kommt man als junger Afghane auf die Idee, diesen Beruf zu ergreifen?

Bei uns gibt es ein Sprichwort: Wenn man für alte Leute oder die Natur was Gutes tut, dann kommt man ins Paradies. Man erfährt bei der Arbeit viel Anerkennung und Dankbarkeit und es macht mir Spaß, mit Menschen zu arbeiten.

Mit nur zwei Jahren Schulausbildung, wie geht es ihnen da jetzt in der Berufsschule?

Das ist schon schwierig. Ich sitze jetzt mit Muttersprachlern in einer Klasse und es geht sehr schnell vorwärts mit dem Stoff. Und all die neuen Wörter über Körper und Krankheiten überfluten mich. Viele Körperteile kannte ich nicht mal in meiner Heimatsprache.

Was erwarten sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass ich in Deutschland bleiben kann. Ich möchte die einjährige Helferausbildung erfolgreich abschließen und durch die dreijährige Pflegerausbildung ergänzen.

Von Afghanistan über die Schule ins Paradies

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