Herr Wirt, was san ma denn schuldig, aber zahln tean ma net!
‚s Essn und s’Trinkn halt uns gsund, aber ‘s Zahln dös bringt uns auf  n ‘Hund
Herr Wirt, was san ma denn schuldig, aber zahln tean ma net!

Fast wie in einem bayerischen Wirtshaus ging es bei unserem bayerischen Kochevent zu. Deftige Speisen, das ein oder andere Bier dazu und zum Schluss Karteln.

Zunächst zu den Speisen: Ein Obazda fehlt in keinem bayerischen Biergarten und dazu einen Erdäpfelkas, eingedeutscht Kartoffelkäse. Ein Muss bei jeder niederbayerischen Brotzeit.

Der Pichelsteiner Eintopf, unsere Hauptspeise, wurde in der Ortschaft Grattersdorf  im Bayrischen Wald erfunden. Er ist vermutlich nach dem nahegelegenen Büchelstein benannt. Bei uns gab es die muslimische Variante mit Rind und Lamm, ohne Schweinefleisch. Beim Kaiserschmarrn als Nachspeise haben wir uns kurzerhand bei der österreichischen Küche bedient. Angeblich setzte ein Senner (Kaser) nach der Jagd dem Kaiser Franz Joseph I einen „Kaserschmarrn“ vor, von welchem der Kaiser dermaßen begeistert gewesen sein soll, dass er das Gericht kurzerhand in „Kaiserschmarrn“ umtaufte.

In der Kuchl ging es bei den Köchen, bestehend aus Anna und Dieter Kienitz und Claudia und Hannes Groha, sehr harmonisch und geordnet zu. Dieter: „Als hätten wir es vorher schon mehrmals geübt.“

Um Bayerisch essen zu wollen, muss man anscheinend sehr gut integriert sein. Dies scheint die Begründung zu sein, dass von den Flüchtlingen nur unsere afghanischen und ugandischen Stamm- (tisch) gäste anwesend waren. Auch hatten einige Einheimische einen norddeutschen Migrationshintergrund. „Das ist doch kein Essen.“ meinte Joseph aus Uganda zum Obazdn. „Ist das selber gemacht?“ fragte ungläubig einer der Afghanen. Beim Pichelsteiner war jetzt auch Joseph zufrieden und der ein oder andere hat zur Freude der Köche noch einen Nachschlag verlangt. Die anwesenden Kinder unserer Helfer haben schon ab den Vorspeisen den Kaiserschmarrn verlangt, der dann sehr schnell „vertilgt“ wurde.

Nachdem das Geschirr abgeräumt war, wurden die Spielkarten ausgepackt. Das afghanische Kartenspiel Piskut hat Ähnlichkeiten mit dem Schafkopfen. Jeder der 4 Spieler erhält 13 Skat-Karten. Trümpfe sind die Karten der angesagten Farbe und man muss die ausgespielte Farbe zugeben. Gewonnen hat das sich gegenübersitzende Paar, das 7 Stiche gemacht hat. Wer genaueres wissen möchte, kann sich an einen der Afghanen oder an Alexandra Kraus wenden.

Der Wirt Hannes musste dann die Gäste raus komplimentieren, da die Sperrstunde der Begegnungsstätte, in der Regel 20:00 Uhr, weit überschritten war.

Obazda

Zutaten für 4 Personen:

  • 2 Schalotten bzw. 1 Zwiebel
  • 1 kleiner Bund Schnittlauch
  • 250 g reifer Camembert (40 % Fett)
  • 75 g weiche Butter
  • 150 g Doppelrahm-Frischkäse
  • Salz
  • Pfeffer
  • Paprika edelsüß

Zubereitung:

Schalotten schälen und fein würfeln. Schnittlauch waschen, trocken schütteln und, bis auf etwas zum Garnieren, in feine Röllchen schneiden. Camembert in feine Würfel schneiden. Camembert, Schnittlauch, Schalotten, Butter und Frischkäse mit einer Gabel gründlich verkneten.

Mit Salz, Pfeffer und Paprika abschmecken. Anrichten, mit Schnittlauch und Zwiebelringen garnieren und mit Paprika bestreuen. 

Erdäpfelkas (Kartoffelkäse)

Zutaten für 4 Personen:

  • 400 g mehlig kochende Kartoffeln
  • 1 rote Zwiebel
  • 4 Stängel Petersilie
  • ½ Bund Schnittlauch
  • 200 g saure Sahne
  • 100 ml Sahne mindestens 30% Fettgehalt
  • ½ Tl Kümmel
  • Salz
  • Pfeffer aus der Mühle
  • Koriander
  • Muskat
  • Majoran

Zubereitung:

Die Kartoffeln schälen, waschen und in kochendem Salzwasser mit ½ Tl Kümmel 25-30 Minuten garen. Abgießen, ausdampfen lassen und durch eine Kartoffelpresse drücken. Gut auskühlen lassen.

Inzwischen die Zwiebel abziehen und fein Würfeln. Die Petersilie und den Schnittlauch waschen, trocken schütteln und fein hacken. 1 El Schnittlauchröllchen beiseitelegen. Die ausgekühlte Kartoffelmasse mit den Kräutern, der Zwiebel, dem Sauerrahm und der Sahne gut mischen und mit Pfeffer, Salz, Koriander, Majoran und Muskat abschmecken. Große flachere Tassen mit Frischhaltefolie auskleiden, die Masse hineinstreichen und mindestens 1 Stunde erkalten und durchziehen lassen. Auf einem Teller stürzen und mit Schnittlauchröllchen garniert servieren. Der Aufstrich schmeckt am besten auf dunklem Bauernbrot.

Pichelsteiner (muslimische Variante)

Zutaten für 4 Personen:

  • 300 g Rindfleisch Schulter
  • 300 g Lammschulter
  • 400 g Karotten
  • 400 g festkochende Kartoffeln
  • 200 g Knollensellerie
  • 1 Stange Lauch
  • 1 Zwiebel
  • 2 EL Butterschmalz
  • 800 ml Fleisch- bzw. Gemüsebrühe
  • Salz
  • Pfeffer aus der Mühle
  • Majoran
  • 1 Tl Kümmel
  • 2 El frisch gehackte Petersilie

Zubereitung:

Das Fleisch waschen, trocken tupfen, von überschüssigen Sehnen befreien und in mundgerechte Würfel schneiden. Die Karotten und Kartoffeln schälen, waschen, die Karotten in Scheiben und die Kartoffeln ebenfalls in mundgerechte Stücke teilen. Den Lauch der Länge nach einschneiden, unter fließendem Wasser abbrausen, putzen und in schmale Ringe schneiden. Den geschälten Sellerie in Würfel schneiden. Die Zwiebel abziehen und fein hacken. In einem Topf das Butterschmalz erhitzen und das Fleisch portionsweise darin anbraten. Abwechselnd das vorbereitete Gemüse und das Fleisch in einen Schmortopf schichten, mit Kartoffelwürfel abschließen. Jede Lage mit etwas Salz, Pfeffer, Majoran und Kümmel würzen. Die Fleischbrühe erhitzen und angießen. Den Eintopf bei mittlerer Hitze und mit geschlossenem Deckel ca. 1,5 Stunden schmoren lassen. Nicht umrühren, besser ist es den Topf zu schütteln. Den Eintopf noch einmal abschmecken und mit Petersilie bestreut servieren.

Kaiserschmarrn

Zutaten für 4 Personen:

  • 120 g Mehl
  • 250 ml Milch
  • 4 Eier
  • 1 Tl abgeriebene Schale von einer unbehandelten Zitrone
  • 40 g gebräunte Butter
  • 1 Prise Salz
  • 60 g Zucker
  • 40 g Butter
  • 2 – 3 El Rosinen
  • 2 El Mandelblättchen (geröstet)
  • Puderzucker

Zubereitung:

Das Mehl mit der Milch in einer Schlüssel glatt rühren. Eier trennen. Eigelb mit gebräunter Butter, Vanillezuckerund Zitronenschale unter den Teig rühren. Eiweiß mit 1 Prise Salz cremig schlagen, nach und nach die Hälfte des Zuckers einrieseln lassen und zu festem Schnee weiterschlagen. Den Eischnee unter die Teigmasse heben. In einer großen ofenfesten Pfanne (bzw. 2 kleine Pfannen) 2 Tl Butter bei milder Hitze zerlassen, den Teig in die Pfanne geben und die Unterseite ca. 2 Minuten hell bräunen. Die Rosinen und die Mandelblättchen darauf streuen und darauf achten, dass sie mit Teig bedeckt sind. Die Pfanne mit dem Schmarrn unter dem Grill auf der untersten Schiene 3 Minuten goldbraun backen (falls kein Grill vorhanden, bei 200 Grad Oberseite bräunen). Schmarrn mit 2 Gabeln in mundgerechte Stücke zerteilen. Die Butter mit dem restlichen Zucker hinzufügen und den Schmarrn in der Pfanne unter Wenden auf dem Herd etwas karamellisieren. Zum Servieren mit Puderzucker bestäuben.

Ein Teller Heimat – Herz sticht