Fast 30° C im Schatten und die Pässe kommen fast immer an. Auch wenn das Spielfeld nur 40m misst, müssen die 10 Spieler viel laufen. Es ist eine bunte Truppe, die Dieter Kienitz seit annähernd 3 Jahren trainiert. Was hat ihn motiviert ein wöchentliches Fußballtraining anzubieten: „Meine Überlegung, etwas für die Bewohner der Traglufthalle zu tun, fiel gerade in den Zeitraum, als der Helferkreis einen Fußballbetreuer suchte. Damit biete ich eine regelmäßige Abwechslung, die nicht von Pflichterfüllung, sondern der Freude am Spiel und der Bewegung geprägt ist.“

Fast alle Spieler kommen regelmäßig am Montag um 18.00 Uhr auf den Sportplatz am Lindenring oder im Winter in die Halle der Mittelschule. Zur Zeit ist das Spielen für die mehrheitlich muslimischen Männer etwas schwieriger: Der Ramadan schreibt Fasten von Sonnenaufgang bis Untergang vor. Obwohl auch Trinken nicht erlaubt ist, kicken die Amateure engagiert und laufstark. Auch Mohammed, ein eritreischer Flüchtling fastet, was ihn aber nicht von blitzschnellen Sprint- und Dribbeleinlagen abhält; nicht zuletzt deswegen spielt er schon lange in der zweiten Herrenmannschaft des SV Internationale.

Eher zufällig sind vor 2 Jahren auch ein paar einheimische Jugendliche dazu gestoßen, schon deshalb wird fast immer deutsch geredet. Zwischendurch rufen sich die mehrheitlich afghanischen Spieler etwas in der Muttersprache zu, wenn es schnell gehen muss und der passende Spruch schwer zu übersetzen ist. Auffällig ist, wie entspannt und fair die Gruppe miteinander umgeht. Dadurch ist es dem deutlich älteren Trainer gut möglich, ohne Sorgen um die eigenen Knochen mitspielen zu können. Da gibt es keine kulturellen Unterschiede: Ehrgeizig sind alle und sie wollen gewinnen, aber der Respekt und die Fairness stehen im Mittelpunkt. Kein absichtliches Foul, keine bösen Sprüche, wenn der Angriff daneben geht oder der Verteidiger das Tor nicht verhindert. Oft wird gelacht, vor allem wenn einer getunnelt wird oder der Schuss knapp am Tor vorbei geht.

Auf die Frage warum er als Taufkirchner Jugendlicher mit der Flüchtlingsgruppe Fußball spielt, antwortet Tobi spontan: Es ist toll mit denen, die sind schon älter und spielen gut, das macht richtig Spaß. Er ist auch sehr groß und kräftig, da ist es leichter mit älteren zu spielen. Außerdem ist es ein guter Ausgleich für seine Arbeit als Lehrling der Hauswirtschaft.

Was haben denn die tollen Fußballschuhe gekostet, frage ich Dawood: Die habe ich am Flohmarkt für 10 € bekommen, passen perfekt und sind fast neu. Das erzähle ich meinem neuen Arbeitgeber, einem Unterhachinger Schuhladen nicht, da mache ich derzeit ein Praktikum.

Ausgegangen ist das Spiel dann mit 5 zu 7 Toren. Zufrieden und auch etwas müde ziehen sich die Spieler um und verabschieden sich alle persönlich von ihrem Trainer – bis nächsten Montag.

Michael Schanz

Integration durch Fußball