Du bist jetzt schon über 3 Jahre in Deutschland. Auf Deiner Flucht hast Du Schlimmes erlebt: Bei der Wüsten-Durchquerung wärst Du fast verdurstet und in Libyen warst Du vier Monate im Gefängnis – unter freiem Himmel, wurdest geschlagen und bekamst fast nichts zu essen. Würdest Du wieder aus Eritrea flüchten, nach dem was Du erlebt hast?
Ich würde wieder fliehen, weil es keine andere Möglichkeit gibt. In Eritrea muss ich Soldat werden und es gibt keine Gesetze, keine Menschenrechte.
Du hast im Juli Deinen Mittelschulabschluss gemacht. Warst Du mit den Noten zufrieden?
Ja, außer in Mathematik, da hatte ich nur eine 3.
Du arbeitest seit Mai 2017 in der Kugler Alm. Was machst Du da?
Ich habe im letzten Jahr im Biergarten gearbeitet und Spare Rips, Fisch, Hähnchen, fast alles gemacht. Und seit Mai arbeite ich als Küchenhilfe im Restaurant. Da lerne ich wie man richtig kocht.
Du wolltest einen Ausbildungsvertrag als Koch, hast ihn dann aber abgelehnt. Warum?
Das war mit dem letzten Küchenchef geplant. Er hat mich gefragt, ob ich eine Kochausbildung machen möchte. Mit dem neuen Küchenchef gab es anfangs Probleme. Ich möchte mein Leben nicht in der Küche verbringen. Lieber eine andere Ausbildung machen.
Was ist Dein berufliches Ziel?
Ich mache ab Herbst 2019 eine Ausbildung als Verkäufer.
Was ist Dein persönliches Ziel?
Ich möchte selbstständig arbeiten, mein eigenes Geld verdienen und später mal eine Familie haben, aber nur 1 oder 2 Kinder. Jetzt mache ich gerade den Führerschein und muss viel lernen. Anschließend möchte ich einen Computerkurs und die B 2 Deutschprüfung machen.
Was machst Du in Deiner Freizeit?
Ich gehe ins Fitness-Training, spiele Fußball, gehe mit Freunden spazieren, fahre Rad und schaue mir Filme an, meistens deutsche, aber auch welche aus Eritrea und höre gerne spanische Musik.
Was rätst Du Deinen Freunden, damit sie hier anerkannt sind und gut leben können?
Sie müssen arbeiten und deutsch lernen.
In Eritrea hat sich in den letzten Monaten viel geändert: Der Präsident von Äthiopien hat Frieden geschlossen und die Menschen in Eritrea hoffen auf neue Freiheit. Glaubst Du, dass sich die schlimme Situation in Eritrea jetzt ändert?
Nein, die Regierung ist eine Mafia, keine richtige Partei für die Menschen. Es gibt keine richtige Regierung. Es gibt keine Wahlen, keine Gerichte. Der Präsident entscheidet alles selbst und steckt das Geld in die eigene Tasche.
Die Fragen stellte Michael Schanz