Die meisten der Asylbewerber sind inzwischen zu einem festen Bestandteil der Gemeinde geworden, sie gehen arbeiten, feiern unsere Feste mit und passen sich zunehmend an unsere Lebensweise an. Auch Firmen haben dazu beigetragen, die – aus Personalmangel, oder einfach aus sozialem Empfinden – diese Menschen gerne einstellen. Ein solcher Betrieb ist das Gartencenter Seebauer.

Der Familienbetrieb von Lutz und Gertraud Gerstenkorn, wird von Sohn Bernhard geleitet und beschäftigt seit 2015 Flüchtlinge. „Die Idee dazu kam unter anderem von unseren Mitarbeitern“ sagt Gertraud Gerstenkorn. Zunächst waren es 15 Leute, die als Mitarbeiter im Betrieb aufgenommen wurden. Es entwickelte sich zu einem Erfolg für beide Seiten: „Wir brauchten Arbeitskräfte, auch zur Unterstützung unseres Personals, wollten zugleich auch denjenigen helfen, die über längere Zeit arbeiten durften“. Derzeit gehören nur noch neun der Belegschaft an. Einige seien verlegt worden, anderen wurde die Arbeitsgenehmigung entzogen.

„Wir haben immer die Erfahrung gemacht, dass die Flüchtlinge sich sehr gut anpassen“, sagt die Seniorchefin, „dass sie die Augen aufmachen und sehen was zu tun ist. Sie schauen sich viel von den Mitarbeitern ab und lernen gerne dazu“. Deshalb weitete man das Engagement aus, bietet seit zweieinhalb Jahren wöchentliche Deutschkurse während der Arbeitszeit, in Vierer- oder Fünfergruppen an, mit ausgebildeten Lehrern“. Menschen aus der Not heraus zu helfen hat bei Seebauer Tradition. Laut Gerstenkorn beschäftigt das Gartencenter bereits seit 30 Jahren Leute aus elf Nationen. „Wir legen Wert darauf, die Mitarbeiter bis zum Rentenalter dauerhaft im Betrieb zu halten“ versichert sie, „haben früher auch Zimmer und Wohnungen für Mitarbeiter zur Verfügung gestellt“. Damals seien es allerdings fast nur Männer gewesen, die hierher kamen. Trotzdem habe es nie Probleme gegeben, etwa mit sexuellen Belästigungen. Inzwischen haben viele Familien gegründet, die Kinder besuchen die Schule, machen eine Lehre oder studieren.

Die Arbeit der Geflüchteten ist auch aus Sicht der Seniorchefin ein großes Plus für die Integration. Ein „Miteinander unserer Stammbelegschaft mit den Familien der Neuen“ sei ihr sehr wichtig. Im Gegensatz zu oft wiederkehrenden Vorurteilen, gab es in ihrem Betrieb „keine Probleme damit, wenn Frauen Vorgesetzte waren, das wurde stets akzeptiert“. Und Gerstenkorn geht auch auf die einzelnen Personen ein: „Wir setzten die Leute da ein, wo sie sich am besten eignen“. Alle Neuen bekommen einen Paten aus einer anderen Abteilung, der sie betreut und ihr Ansprechpartner ist. Sie machen gemeinsam Brotzeit und führen sie in die Arbeit ein. Wichtig auch, dass die Flüchtlinge nicht in Gruppen arbeiten, sondern gesondert in ihren Abteilungen, wo sie für die Fachkräfte eine gute Unterstützung darstellen. Natürlich erhalten sie auch wechselnde Aufgabenbereiche, so dass der Kontakt zu allen Mitarbeitern zustande kommt. Und die Arbeit in einem Gartencenter ist auch vielseitig. Da gibt es z.B. die „Topfpflanzenabteilung“, wo die Pflanzen aufgestellt, gegossen und gepflegt werden, ebenso wie im „Gewächshausbereich“. Wer keinen grünen Daumen hat kann sich auch beim Etikettieren, oder in der Glas- und Keramikabteilung verdient machen.

Im Großen und Ganzen hat Gertraud Gerstenkorn diese Entscheidung nie bereut: „Es macht Freude, wenn man sieht, wie sie aufblühen, wenn man ihnen Verantwortung überträgt. Sie bekommen auch immer wieder Lob von den Chefs“. Wichtig findet sie zudem, dass diejenigen, die in ihre Heimat zurückkehren dort ihr Wissen einsetzen können. Denn um die Fluchtursachen zu bekämpfen ist es ihr ein Anliegen, dass in den betreffenden Ländern für die Menschen etwas getan wird. Die Familie unterstützt deshalb seit Jahren den Togo-Verein in Altperlach, der im Land Leute ausbildet und unter anderem Bewässerungsanlagen baut.  Dort gibt es eine von einem Priester geleitete Berufsschule für verschiedene Berufe. „Die Spenden für den Verein“, versichert Gerstenkorn, „werden von Juristen überprüft“.

Michael Schanz

Das Gartencenter Seebauer – ein Modell für gelungene Integration