Was ihn zur Flucht aus Uganda getrieben hat, steht in den Protokollen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Es hat gereicht, dass er den Status des “subsidiären Schutzes” erhalten hat. Das bedeutet ganz schlicht, dass ein Mensch nicht in seine Heimat abgeschoben werden darf, weil ihm dort Gefahr für Leib und Leben droht. Für uns Deutsche eine Situation, die wir uns schlecht vorstellen können. Aber darüber wollen wir hier nicht berichten. Was hat Joseph in den Jahren seit seiner Ankunft 2015 gemacht, wie hat er sich bemüht, in seiner neuen Heimat anzukommen?

Im September 2016 startete er mit der Mittelschule, die er im Juli 2018 mit Erfolg abgeschlossen hat. Seine Bewerbung bei der Fa. Bürklin in Oberhaching als Logistik-Fachkraft war erfolgreich – da hatte Hans-Joachim Faul eine wichtige Rolle gespielt. Als Mitglied des Helferkreises hatte sich der Taufkirchner seit 2015 vor allem um die Gruppe der Ugander gekümmert. Viele Stunden saß er bei Interviews beim Bundesamt dabei und unterstützte Joseph bei schulischen und vielen anderen Fragen.

Und wie läuft es in der Ausbildung? Das erste Jahr ist vorbei, die Berufsschule geschafft, auch wenn´s manchmal schwierig war. Vor allem als es mit dem Lernfeld 1 losging, der Warenannahme: In diesem Bereich hatte er im Betrieb noch nicht gearbeitet und musste sich in der Theorie mit der Kontrolle von Lieferscheinen, Stückzahlen, Gewicht, Quantität und Qualität der Lieferung herumschlagen. Als er dann selbst in der Warenannahme arbeitete, wurde es leichter: Da kommt ein Spediteur und bringt eine Palette mit Kabeln. Er muss prüfen, ob die Menge und das Gewicht mit dem Lieferschein übereinstimmen, ob nichts beschädigt ist, die Ware in den Computer eingeben und z.B. an die nächste Abteilung weiter leiten.

Gab es auch schon mal Ärger? Eigentlich nicht, weil alle Kollegen sehr nett sind. Aber einmal hat der Chef gesagt: Wenn Du nichts siehst, sag Bescheid, dann kauf ich Dir eine Brille. Auch über eine Weiterbeschäftigung nach der Ausbildung hat er schon gesprochen: Wenn alles gut läuft, kann er in der Firma bleiben, Arbeit gibt es mehr als genug.

Was macht Joseph in der Freizeit? Sein Traum ist Profi-Fußballspieler zu werden. Er spielte bereits in Ottobrunn, die in der Kreisliga spielen. Auf seine Entdeckung wartet er noch, auch wenn er für eine solche Karriere mit 24 Jahren schon relativ alt ist. Neben dem Ziel, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen, ist sein größter Wunsch eine Wohnung oder ein eigenes Zimmer zu haben. Er wohnt immer noch in den Feel Home Häusern, vier Leute in einem Zimmer, acht in der Wohnung. Da ist es fast unmöglich, zu lernen oder nur ein paar ruhige Minuten zu haben.

Wenn die Ausbildung abgeschlossen, die Arbeitsstelle sicher und eine Wohnung gefunden ist, würde er gerne heiraten – vielleicht eine deutsche Frau und ein Kind haben wollen.

Verständlich, wie ähnlich doch die Wünsche junger Menschen auf der ganzen Welt sind.

Michael Schanz

Joseph Bukenya: Mein Weg zur Fachkraft für Lagerlogistik

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