Dieser altbackene Spruch gilt insbesondere auch für junge Geflüchtete, die eine Ausbildung machen. Sie haben zusätzlich mit Sprachproblemen, Traumata der Flucht, Gewöhnung an deutsche Ausbildungskultur und anstrengende Wohnumgebung zum Lernen zu kämpfen. Es ist deshalb ein großer Erfolg, dass in Bayern 2019 bisher rund 1500 Azubis mit Fluchthintergrund eine Ausbildung abgeschlossen haben.

“Ich möchte eine Ausbildung machen.” – Diesen Wunsch hören die Ehrenamtlichen des Helferkreises immer wieder. Ein so allgemeiner Wunsch ist leicht geäußert. Schwieriger ist da schon zu entscheiden, in welchem Beruf. „Automechaniker, das ist mein Traum.“ sagt Ahmed. Der Helferkreis versucht, die Wünsche auf eine realistische Basis zu stellen und für eine Ausbildung in Mangelberufen zu werben. „Manche haben keine Vorstellung davon, welche Voraussetzungen und Anforderungen mit einer bestimmten Ausbildung verbunden sind – wie könnten sie auch! Wir motivieren dann dazu, z.B. die Sprachkenntnisse zu verbessern oder wir informieren über mögliche andere Ausbildungsberufe!“ Erfolgreich ist eine Lehre besonders dann, wenn der Betreffende auch Spaß am gewählten Beruf hat und einen starken Willen, sein Ding durchzuziehen. Zwar werden Ausbildungen auch einmal abgebrochen, aber 70% der von der IHK Bayern betreuten „Flüchtlings- Azubis“ haben 2019 ihre Abschlussprüfung bestanden.

Von den 140 Geflüchteten, die in Taufkirchen wohnen und im erwerbsfähigen Alter sind, befinden sich derzeit 18 in verschiedenen Stadien einer qualifizierten Ausbildung.

Besonders hervorzuheben sind 4 Flüchtlinge, die sich zu einer Pflegehelferausbildung entschieden haben, nachdem sie vorher Praktika in Alten-und Pflegeheimen erfolgreich und mit viel positiver Resonanz bei den betreuten Menschen absolviert haben. Die Bandbreite der Ausbildungen der vom Helferkreis betreuten jungen Menschen kann sich sehen lassen: Pflege, Lagerlogistik, Einzelhandel, Maurer, Strassenbauer, Schneider, Arzthelferin, Friseur, Koch, Verfahrensmechaniker, Installateur Heizung-Klima-Sanitär.

Es könnten noch mehr von den Taufkirchner Flüchtlingen eine Ausbildung beginnen, wenn nur der Prozess der behördlichen Genehmigung vereinfacht würde. Manchmal ist es für die ausbildenden Unternehmen ein Lotteriespiel, ob ihr Engagement für Integration belohnt wird. Bekanntlich suchen viele Klein- und Mittelbetriebe händeringend nach Azubis, insbesondere in Mangelberufen wie Pflege oder Grundversorgung wie Bäcker und Metzger. Aktuell sind im Landkreis München Hunderte von Lehrstellen noch unbesetzt, davon die meisten in Verkaufsberufen. Sehr positiv ist es, wenn Unternehmen bereits bei ihnen arbeitenden Flüchtlingen die Möglichkeit einer Ausbildung anbieten.

Hans Hesener

 

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

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